Ohne Verzicht auf das ein oder andere Device wird Klimaschutz nicht gehen.
Ohne Verzicht auf das ein oder andere Tool und Device wird der Klimaschutz nicht vorankommen. Foto: sdecoret/AdobeStock
8. Mai 2024 | Bürgerinfo

Digitale Suffizienz: (Un-)Lust auf Verzicht

Das Umweltbundesamt nennt es einen „Mutmacher“: Deutschland hat 2023 rund zehn Prozent weniger Klimagase ausgestoßen als im Jahr zuvor. Allerdings müssen wir die Emissionen weiter drastisch senken, um die Erderwärmung zu bremsen. Neue Technologien allein reichen da nicht aus. Das wird nur mit Verzicht möglich sein: Von welchen Bequemlichkeiten und Routinen Sie für mehr Klimaschutz absehen könnten, ergab nun eine repräsentative Umfrage.

5 Prozent würde auf alles und 13 Prozent auf nichts verzichten

Die Erhebung gab der Verband der deutschen IT-Branche, Bitkom, in Auftrag. Befragt wurden exakt 1005 Menschen ab 16 Jahren. Den Digitalverein interessierte natürlich vor allem, ob und falls ja, in welchen Bereichen die Menschen in der Klimakrise ohne Internet leben könnten. Die Top 3 der Dinge, auf die die Deutschen im Sinne des Klimaschutzes verzichten könnten, sind aber analoger Art: Ohne Feuerwerk könnten 69 Prozent auskommen; sich fleischlos ernähren könnten immerhin noch 44 Prozent; dem Fliegen könnten 40 Prozent adé sagen; dies sagen 17 Prozent übers Auto. Und auf gar nichts verzichten wollen 13 Prozent. Dem gegenüber stehen nur 5 Prozent, die alle Annehmlichkeiten aufgeben würden, wenn sich dadurch der Klimawandel erheblich verlangsamen ließe.

Verzicht aufs Internet

Aber wie steht es nun ums Internet? Wie viele könnten darauf verzichten? Die Antwort: fast niemand. Nur drei Prozent der NutzerInnen könnten ohne leben. Klar dabei ist: Je jünger die User, desto weniger wollen offline sein. Bei den Über-65-Jährigen sind es rund 29 Prozent. Derzeit ist jeder Zehnte in Deutschland ein „Offliner“, hat also ohnehin keinen Zugang zum Netz. Damit es funktioniert, werden Rechenzentren benötigt. Derzeit 3000 dieser Daten-Center stehen in Deutschland. Sie verbrauchten 2022 rund 18 Mrd. kWh und verursachten 7,8 Mio. t CO2-Emissionen.

Ohne Smartphone leben?

Mehr als aufs Internet können die Befragten ohne Smartphone leben: immerhin 19 Prozent, davon 9 Prozent unter den 16- bis 29-Jährigen, 30 Prozent bei der Generation 65 plus. Aktuell benutzen 77 Prozent der Deutschen ein Smartphone. Es benötigt viele Rohstoffe, viel Energie und Ressourcen. Je länger sie genutzt werden, desto besser fürs Klima.

Aufs Streamen verzichten

Noch mehr als aufs intelligente Telefon können laut der Umfrage 31 Prozent der Befragten aufs Streamen verzichten, also aufs energie- und CO2-intensive Abspielen von Audio- und Videodateien. Deren Klimaschädlichkeit lässt sich aber auch ohne Verzicht reduzieren. Der Energiebedarf beim Streaming hänge wesentlich vom Endgerät und der Auflösung der Videodateien ab, teilt Bitkom mit: „Beispielsweise verursacht Videostreaming auf dem Smartphone oder Tablet in SD-Auflösung pro Stunde etwa 30 bis 35 g CO2. Streaming in einer sehr hohen Auflösung auf einem großen Flachbildfernseher bedeutet dagegen 880 g CO2.“

Onlineshopping überflüssig?

Und sogar mehr als ein Drittel (39 Prozent) findet Onlineshopping überflüssig. Für die anderen, die darauf nicht verzichten wollen, soll immerhin Nachhaltigkeit bereits ein wichtiges Kriterium sein, so die Bitkom-Umfrage: „Drei Viertel (77 Prozent) bündeln im Sinne des Klimaschutzes einzelne Online-Bestellungen, 70 Prozent schicken weniger Waren zurück.“ Na bitte, geht doch!

Klimaeffekte der Digitalisierung

Digitale Technologien können zum Klimaschutz beitragen, besagt eine neue Bitkom-Studie: z.B. Windräder, die mittels Sensoren ihre Rotorblätter an die Windstärke anpassen; Felder, die auf Basis von Satellitendaten sparsamer gedüngt werden; Fabriken, die dank KI hocheffizient produzieren und dabei Energie einsparen.

Schreitet die Digitalisierung nicht beschleunigt, sondern im bisherigen Tempo voran, lassen sich im Jahr 2030 Einsparungen von rund 50 Millionen Tonnen CO2 erzielen – das entspricht 16 Prozent der Zielvorgabe.

Deutschland muss 308 Mio. t CO2 bis 2030 einsparen. Dazu hat sich die Bundesregierung mit der Novellierung des Klimaschutzgesetzes im Jahr 2021 verpflichtet.

Autor: Tim Bartels,  UmweltBriefe, Mai 2024


Zur Bitkom-Studie „Klimaeffekte der Digitalisierung„:  Klimaeffekte der Digitalisierung 2.0 | Studie 2024 | Bitkom e. V.

Zur Bitkom-Umfrage „Worauf die Deutschen für das Klima verzichten könnten und worauf nicht“:  Worauf die Deutschen fürs Klima verzichten könnten – und worauf nicht | Presseinformation | Bitkom e. V.

Tipps fürs Aufräumen Ihres Smartphones, Ihres Computers oder Laptops & Co. erhalten Sie unter:  Digital Cleanup Day: Smartphones werden häufiger aufgeräumt als Computer | Presseinformation | Bitkom e. V.


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Tipps für Weniger ist Mehr

  1. 1.

    Rechenzentren. Wie ressourcenintensiv, ja wie verschwenderisch sind die immer größer werdenden Rechenzentren dieser Welt? Die extra geschaffen wurden fürs Hochladen eines Videos auf Tiktok, für eine flüchtige Whatsapp-Nachricht, fürs Verschicken einer E-Mail oder fürs Speichern zahlloser Schnappschüsse auf Snapchat. Die digitalen Technologien verbrauchen ein Zehntel des weltweit erzeugten Stroms und sind für fast vier Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich – knapp doppelt so viel wie der weltweite zivile Luftverkehr.

  2. 2.

    Online-Korrespondenz. Auch E-Mails verbrauchen Strom. „Müssen Sie diese E-Mail wirklich ausdrucken?“, werden Sie als Adressat von Mails mittlerweile oft gefragt – im besten Sinne des Ressourcenschutzes. Die Klimawirkung lässt sich gering halten, wenn Sie wirklich nur das Nötigste versenden und z.B. Anhänge des Senders in der Antwort nicht wieder zurückmailen. Außerdem sollten Sie nicht mehr benötigte Mails direkt löschen und nicht nur in „Ablage P“ verschieben. Außerdem: Spam-Ordner regelmäßig löschen, uninteressante Newsletter abbestellen und E-Mail-Benachrichtigungen sozialer Netzwerke deaktivieren.

  3. 3.

    Smartphone. Wenn das Smartphone einige elektronische Geräte und viel Papier ersetzt, kann es umweltfreundlich sein. Smartphones sind nämlich zu Alleskönnern geworden. Die Folge: 34 Prozent der Deutschen besitzen beispielsweise keine extra Kamera mehr. Jeder Dritte gibt an, dass es ohne nicht mehr geht. Nun ist das Smartphone zwar kein umweltfreundliches Produkt. Doch wenn man es lange nutzt.

  4. 4.

    Streaming. Streamen Sie z.B. keine Filme in Ultra HD- oder 4K-Auflösung über eine mobile Datenverbindung auf ein Smartphone, das diese Pixelgröße ohnehin nicht darstellen kann. Schauen Sie sich, um Strom zu sparen, besser Videos an in einer geringeren Auflösung und über WLAN oder Datenkabel. Laden statt streamen: Wo möglich, sollten Sie interessante Dateien nur einmal auf Ihr Gerät herunterladen, anstatt sie immer wieder viele Male zu streamen.

  5. 5.

    Onlineshopping. Vermeiden Sie Retouren. Vermeiden Sie Einzelbestellungen. Bestellen Sie Waren gebündelt, und vermeiden Sie Spontankäufe einzelner Produkte. Holen Sie Ihre Produkte in Paketstationen oder Paketshops selbst ab – so werden Emissionen eingespart, da die Lieferdienste weniger Stationen anfahren.