Luftreinhaltung in Städten: ein Tempolimit kann helfen
Die Luft in Städten wird mehr und mehr durch Reifenabrieb und Holverfeuerung belastet. Foto: Arthur Kattowitz/AdobeStock
22. März 2022 | Klimaschutz und Klimaanpassung

Saubere Luft – Kamine bitte kalt lassen

Vergleicht man die jährlichen Messwerte für Stickstoffdioxid (NO₂) und Feinstaub (PM10 und PM2,5) aus dem Straßenverkehr, ist die Luft in deutschen Städten in den vergangenen 30 Jahren sauberer geworden. Doch für die strengen Richtwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) reicht das noch nicht. Unverändert belastet wird die Luft weiterhin mit den Partikeln aus dem Reifenabrieb des angewachsenen Autoverkehrs und der in Mode gekommenen Holzverfeuerung in Kaminöfen.

Luftqualität in Deutschland

Alle Bundesländer bestimmen über insgesamt mehr als 600 Messstationen die Schadstoffkonzentrationen in der Luft. Das Umweltbundesamt (UBA) führt die Daten jährlich zusammen und bewertet daraus die Luftqualität in Deutschland. „Die NO2-Belastung durch Diesel-PKW hat radikal abgenommen“, teilt UBA-Präsident Dirk Messner ein Ergebnis mit. Grund dafür sei die Erneuerung der Fahrzeugflotte in den Städten, wo mittlerweile deutlich sauberere Autos unterwegs seien. „2021 gibt es voraussichtlich weniger als fünf Städte mit Grenzwertüberschreitungen“, so Messner. „Voraussichtlich“ deshalb, weil das UBA noch Daten von etwa 115 Passivsammlern erwartet.

Bisher wurde nur in München und in Ludwigsburg an je einer Messstation der NO2-Grenzwert von 40 μg/m3 im Jahresmittel überschritten. Dieses uralte, bereits 1998 festgelegte und EU-weit gültige Limit rissen 2020 noch sechs, 2019 sogar noch 25 Städte. Den 2021 verschärften WHO-Richtwert für NO2 (10 μg/m3) konnten allerdings über drei Viertel (78 Prozent) aller Messtationen nicht einhalten. Beim Feinststaub (PM2,5) sind es sogar 99 Prozent, das heißt: An fast allen der etwa 200 Partikel-messenden Stationen wird das WHO-Limit von 15 μg/m3 überschritten; beim Feinstaub bis 10 μm (PM10) sind es 40 Prozent Richtwertüberschreitungen.

Die kommenden EU-Grenzwerte sollten sich daran orientieren, fordert UBA-Chef Messner, und sie sollten „dringend an die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse über die gesundheitlichen Auswirkungen von Luftverschmutzung angepasst werden“.

Luftverschmutzung verursacht Todesfälle

Laut Luftqualitätsbericht der EU-Umweltagentur (EUA) verursachte die Feinstaubbelastung in der EU im Jahr 2019 mehr als 53 800 vorzeitige Todesfälle (s. UB Jan´21, S. 11). Durch Partikelfilter sei die Belastung aus dem Auspuff zwar zurückgegangen, so Messner, doch keinerlei Fortschritte gebe es beim Reifenabrieb, wodurch mittlerweile mehr feinste Partikel in die Luft gehen als aus den Motoren. Größere Partikel emittieren vor allem Holzheizungen. „Die belasten die Luftqualität beachtlich“, sagt Messner und empfiehlt Haushalten, auf das Verbrennen von Holz in Kaminöfen zu verzichten. Im Herbst werde die EU-Kommission eine Änderung der Luftqualitätsrichtlinie vorschlagen. Die Grenzwerte sollen sich dabei den Richtwerten der WHO annähern.

Autor: Tim Bartels, aus  UmweltBriefe, März 2022.

Eine Handlungsempfehlung für kommunale Verwaltung zum Thema Luftreinhaltung vom UBA  Luftqualität in der Stadt – gemeinsam weiterdenken (umweltbundesamt.de)

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