Frau steht mit einer Kerze bei einem Blackout in der dunklen Wohnung am Fenster
Was passiert bei einem Blackout und wie kann ich vorsorgen? Foto: Oleksandr Baranov / AdobeStock
11. Juni 2025 | Bürgerinfo

Stromausfall: Was beim Blackout passiert

Ende April kam es in Spanien und Portugal zu einem Blackout, nachdem „für fünf Sekunden 15 Gigawatt Stromerzeugung aus dem Netz verschwunden“ waren. Die Ursache dafür bleibt unbekannt, aber eines steht fest: Wir sind vor solchen Ereignissen nicht gefeit. Vorsorge ist daher unerlässlich.

Kaskade von Abschaltungen führt zu Blackout

„Dass so viel Erzeugungsleistung ausfällt“, sagt Veit Hagenmeyer vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT), könne das Stromnetz in Europa nicht verkraften. Es sei höchstens fähig, drei Gigawatt Verlust aufzufangen, was dem Ausfall eines großen Kraftwerks oder mehrerer kleinerer entspreche. „Aber nicht diese Menge“, so Hagenmeyer. Dann würden Kraftwerke, Wind- oder Photovoltaik-Anlagen, Verbraucher, aber auch Stromleitungen oder Umspannanlagen automatisch
abgeschaltet, um diese vor Schäden zu schützen. „Daraus entsteht eine regelrechte Kaskade von Abschaltungen, die sich durch das Netz ausbreitet und zu einem großflächigen Stromausfall führt.“

Verletzbarkeit der Gesellschaft beim Blackout

Was der Katastrophenfall auf der Iberischen Halbinsel zeigte: Lebenswichtige Versorgung ist angreifbar und zerbrechlicher als vermutet. Denn „bereits nach 24 Stunden ist die Funktionsfähigkeit des Gesundheitswesens erheblich beeinträchtigt“, berichtet das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Bundestag (TAB) über die Verletzbarkeit unserer Gesellschaft am Beispiel eines Blackouts. Auch Arztpraxen und Apotheken können ohne Strom nicht mehr arbeiten und würden geschlossen. Die Ampeln und Verkehrsleitsysteme gehen aus, auch die Straßenbeleuchtung. An Tankstellen stehen die Benzinpumpen still, Treibstoff wird knapp. Straßen- und U-Bahnen bleiben stehen, Fahrstühle bleiben stecken, Kassen und Geldautomaten streiken. Überdies fallen sämtliche digitalen Kommunikations- und Steuerungsinfrastrukturen aus: Smartphone, Festnetz, Internet – nichts geht mehr.

Inselbetrieb durch Solarstromanlagen

Es sei denn, Sie sind Besitzer einer eigenen Solarstromanlage und eines Batteriespeichers. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Wechselrichter – der den von der Anlage generierten Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt und in der Regel mit Netzstrom betrieben wird – und die Batterie über die sogenannte Notstromfunktion verfügen. „Über die Notstrom-Steckdose lassen sich dann kleinere Geräte betreiben, die einem besonders wichtig sind“, schreibt der Mannheimer Energieversorger MVV, „allerdings nur, solange der Batteriespeicher geladen ist“. Die Notstromfunktion könne jedoch keinen Solarstrom direkt ins Haushaltsnetz einspeisen, gibt MVV zu bedenken. Dazu müsste man zusätzliche Schaltkreise installieren.

Man spricht bei einer solchen Ersatzstrom-Konfiguration auch von der Fähigkeit zum „Inselbetrieb“. Dann bleibt die Kühltruhe kühl, Kochen wäre möglich, heimisches W-Lan bleibt aktiv, auch Licht stünde in der Nacht zur Verfügung. Die wichtigsten elektrischen Funktionen im Haus wären also trotz Stromausfall nutzbar. „Dies wäre die wichtigste Notfallvorsorge vor Strom-Blackouts“, betonen Solarexperten.

Auch Krankenhäuser sollten neben ihren Notstromaggregaten, die mit Diesel laufen, Solaranlagen mit Batterien installieren. Wären zudem Tankstellen mit Solarstrom und Batterien für den Notfall gerüstet, könnten Sie weiter Treibstoff und Bankautomaten Bargeld liefern

Individuelle Notfallvorsorge beim Blackout

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) empfiehlt, individuell einen Notrucksack in petto zu haben und regelmäßig zu kontrollieren, um im Ernstfall vorbereitet zu sein.

Das existentielle Notfallgepäck soll im Katastrophenfall – etwa bei einem langen Stromausfall – eine Versorgung für die ersten 48 bis 72 Stunden sicherstellen.

Im Fall einer schnellen Evakuierung (z. B. bei Brand, Bombenfund, Blackout, Hochwasser) sollte man die wichtigsten Dinge griffbereit haben, um die ersten Tage zu überstehen – sei es in einer Notunterkunft, bei Freunden oder Verwandten.

Autor: Tim Bartels,  UmweltBriefe, Juni 2025


Notfall-Liste des BBK:  Notgepäck & Dokumentensicherung – BBK

Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Bundestag (TAB): Gefährdung und Verletzbarkeit der Gesellschaft im Falle eines Blackouts:  TAB – Themen und Projekte – Projekteübersicht – Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften – am Beispiel eines großräumigen und langandauernden Ausfalls der Stromversorgung

Andreas Kling (Hg.): Sicher trotz Katastrophe. Ein praktischer Ratgeber für die persönliche Notfallvorsorge. Mit vielen nützlichen Tipps, Checklisten und Abbildungen:  Sicher trotz Katastrophe | WALHALLA Fachverlag


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Vorsorgetipps für den Notfall

  1. 1.

    72-Stunden-Notfallpaket der EU. Brüssel will die Notfall-Richtlinien in den EU-Staaten harmonisieren, um sicherzustellen, dass „jeder ein Handbuch hat, um zu wissen was zu tun ist, wenn die Sirenen losgehen“.

  2. 2.

    Survival-Kit im Katastrophenfall: Lebensmittel, Wasser, Medikamente, tragbares Radio, Taschenlampe, Batterien, Ladegeräte, Bargeld, Kopien wichtiger Dokumente, Ersatzschlüssel, warme Kleidung und Werkzeuge wie Taschenmesser.

  3. 3.

    Wasser und Lebensmittel. Bevorraten Sie Trinkwasser für mehrere Tage (mindesten zwei Liter pro Person und Tag). Legen Sie einen Vorrat an haltbaren Lebensmitteln für mindestens 14 Tage an: Konserven, Nudeln, Reis, Trockenprodukte.

  4. 4.

    Licht, Energie, Wärme und Bargeld. Halten Sie Taschenlampen, Batterien und ein batteriebetriebenes Radio bereit. Von Kerzen sollte man aufgrund der Brandgefahr besser absehen. Wenn die Heizung ausfällt, helfen Decken, Schlafsäcke und warme Kleidung. Ein kleiner Bargeldvorrat ist sinnvoll, da Bankautomaten bei Stromausfall nicht funktionieren.

  5. 5.

    Medikamente, Erste Hilfe und Notfallpläne. Denken Sie an eine gut ausgestattete Hausapotheke und überlegen Sie, wie Sie Nachbarn, ältere Menschen oder Hilfsbedürftige unterstützen können.

  6. 6.

    Kommunikation und Treffpunkte. Sprechen Sie mit Ihren Angehörigen ab, wie Sie sich im Notfall verständigen können und wo Sie sich treffen.

  7. 7.

    Alles Wichtige an einem Platz. Dokumente wiederzubeschaffen kann schwierig, in manchen Fällen gar unmöglich sein. „Denken Sie daher rechtzeitig darüber nach, was für Sie wichtig ist“, rät das BBK. Stellen Sie alle wichtigen Dokumente in einer Dokumentenmappe zusammen und bewahren Sie diese an einem Ort griffbereit auf.

  8. 8.

    Private Stromversorgung. Eine Solaranlage mit Batterien kann im Katastrophenfall eine entscheidende Hilfe sein. Dazu muss sie so geschaltet sein, dass sie im Netzausfall den Strom in den Haushalt liefert. Mieter in Hochhäusern können sich mit einer Balkonsolaranlage selbst vorsorgen.