Symbolbild zur Überfischung der Meere: Karpfen kann man essen
Der Karpfen gilt als einer der wenigen Fische, die man bedenkenlos essen kann. Foto: AdobeStock
9. April 2020 | Landwirtschaft und Ernährung

Karpfen bedenkenlos

Wer Fisch zu seinen Lieblingsessen zählt, hat es nicht leicht. Viele Bestände sind überfischt und die meisten Fangmethoden verursachen massive Umweltschäden. Also lieber die Finger davon lassen? „Wer sich genau informiert, findet noch eine Auswahl, die auf den Teller darf“, sagt Iris Menn von Greenpeace. Die Umweltorganisation hat ihre seit 2002 aufgelegte Fischkaufempfehlung immer wieder nach aktuellem Zustand der Speisefischgründe erneuert.

Seit jeher können Fischliebhaber mit gutem Ökogewissen den Karpfen genießen. Doch ist Cyprinus carpio leider auch der einzige Leckerbissen, der ohne Wenn und Aber auf den Tisch darf. Dagegen sollten umweltbewusste Verbraucher auf Dorade, Aal und Rotbarsch derzeit verzichten.

Auch wenn sich die Situation in den europäischen Meeren geringfügig verbessert habe, sagt Menn: „Wenn wir so weitermachen, steht die langfristige Nutzung der Fischbestände auf dem Spiel.“ Die Welternährungsorganisation (FAO) schätzt, dass weltweit 57 Prozent der Speisefischbestände bis an die Grenze genutzt und 30 Prozent überfischt oder erschöpft seien. Das heißt, es wird mehr gefangen, als durch die natürliche Vermehrung nachwachsen kann. Der ökologische Schaden ist immens, zum Beispiel durch Beifang, der tot über Bord geht oder durch zerstörerische Fangmethoden wie das Fischen mit Grundschleppnetzen, die den Meeresboden umpflügen.

Am Fischtresen:

  1. Nutzen Sie Ihre Verbrauchermacht. Denn allein Ihr Einkaufsverhalten an der Fischtheke beeinflusst das Angebot.
  2. Essen Sie weniger Fisch. Würde jeder Deutsche nur einmal pro Woche Fisch verzehren, sänke der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch um fast die Hälfte auf acht Kilogramm pro Person. Und wenn Sie nicht komplett verzichten möchten, dann treffen Sie möglichst die richtige Wahl aus gesunden Beständen, der entweder mit schonenden Methoden gefangen wurde oder aus nachhaltigen Aquakulturen stammt. Fragen Sie im Laden nach.
  3. Achten Sie auf die Zertifikate. Am weitesten verbreitet ist das blaue Zeichen des Marine Stewardship Council (MSC) für nachhaltige Wild-Fischerei. Das neue Siegel „Aquaculture Stewardship Council“ (ASC) kennzeichnet Produkte aus Aquakultur. Auch unter dem Siegel von „GLOBALG.A.P.“ gibt es Ware aus Aquakultur. „Friend of the Sea“ (FOTS) zertifiziert beides. Ferner gibt es weitere Siegel für Fisch, wie der von Naturland zertifizierte „Naturland Wildfisch“ und die Naturland-Richtlinien für Fische, Garnelen und Muscheln aus „anerkannt ökologischer Aquakultur“. Aus Sicht von Greenpeace haben MSC, GLOBALG.A.P. und FOTS Stärken und Schwächen. Die Umweltschützer empfehlen daher, für die richtige Entscheidung deren Fischratgeber zur Hand zu nehmen.
  4. Achten Sie auf die Fanggebiete. Die Welternährungsorganisation FAO unterteilt die Meere in Fanggebiete und nummeriert sie: FAO 27 steht z.B. für den Nordostatlantik. Der ist wiederum in Sub-Fanggebiete unterteilt: z.B. östliche Ostsee, Nordsee, Norwegische See. Eine Fischart kann dort in unterschiedlichen Beständen mit ungleicher Fitness vorkommen.
  5. Informieren Sie sich aus den Fischratgebern des WWF und von Greenpeace. Zwar zeigt sich, dass Greenpeace in mehreren Fällen strenger urteilt als der WWF und vereinzelt auch vom Verzehr von Fischen abrät, die aus zertifizierten Beständen stammen. Beide Umweltverbände sind sich aber in ihrer Einschätzung für die Überfischung der meisten anderen wichtigen Bestände einig.

Der Fischratgeber des WWF  fischratgeber.wwf.de/desktop
Die Themenseite von Greenpeace  www.greenpeace.de/themen/meere

Autor: Tim Bartels