Grüne Produkte erkennt man an verschiedenen Labels.
Woran erkannt man grüne Produkte? Geben Biosiegel und Öko-Labels Sicherheit? Foto: FourLeafLover/AdobeStock
7. Januar 2018 | Konsum, Abfall und Recycling

Grüne Produkte: Der Ökokorb wird voller

Nachhaltige Ware geht zwar immer häufiger über die Ladentheke. Doch dieser Markterfolg spiegelt sich nicht zwingend in sinkenden CO2-Emissionen wider. So lautet das Fazit einer Studie des Umweltbundesamtes (UBA). Die Marktbeobachtungen über „Grüne Produkte in Deutschland 2017″ kommen als gut lesbare, nicht zu dicke (60 Seiten) und reich bebilderte Broschüre daher, in der Hoffnung, massenhaft gelesen zu werden.

Was ist ein Grünes Produkt?

Aufklären will die Umweltbehörde einmal mehr über diverse Umweltsiegel wie den Blauen Engel, das EU-Ecolabel und die für nachhaltige Fortwirtschaft und Papierproduktion wichtigen Siegel FSC und PEFC. Auch der noch wenig bekannte Global Organic Textile Standard (GOTS) für nachhaltig hergestellte Kleidung wird erläutert. „Der Standard steht für strenge ökologische Kriterien bei Naturfasern entlang der gesamten Produktionskette, begonnen bei der Gewinnung der textilen Rohfasern bis hin zur umweltverträglichenund sozial verantwortlichen Herstellung der Endprodukte“, heißt es in der Broschüre. Zu den bekanntesten Labels für „Grüne Produkte“ gehört das Biosiegel bei Lebensmitteln, die grün umrandete Wabe. Jeder kennt sie. Der Marktanteil von Biolebensmitteln wächst auch, aber nur sehr langsam, liegt immer noch unter fünf Prozent. Denn das Kennzeichen trägt laut einer Forsa-Umfrage nur bei 36 Prozent der Deutschen zur Kaufentscheidung bei.

Kostenersparnis bei Elektrogeräten als Kaufanreiz

„Bei den Verbrauchern“, sagt Michael Bilharz vom UBA, „kommen vor allem Produkte gut an, mit denen man Geld sparen kann.“ Und das seien energieeffiziente Geräte wie Waschmaschinen, Kühlschränke oder Geschirrspülmaschinen.

In Deutschland werden mittlerweile fast ausschließlich energieeffiziente Haushaltsgeräte verkauft. Bereits vor drei Jahren sollen fast 90 Prozent der neuen Waschmaschinen die Klasse A++ oder +++ getragen haben. Unter den Gefrierschränken waren es 85 Prozent stromsparende Geräte, unter Geschirrspülern 75 Prozent. Nicht ganz so gut, aber immer noch passabel findet UBA-Konsumexperte Bilharz den Ökostrommarktanteil von 20 Prozent, „während Carsharingangebote noch in der Nische zuhause sind, durchaus aber mit Wachstumspotenzial“.

Mehr grüne Produkte, aber gleiche CO2-Emission

Dennoch haben sich die CO2-Emissionen beim Konsum kaum verändert. Sie sind jährlich von 7,9 t pro Person 2005 nur um ein Prozent 2014 gesunken: auf 7,8 t. „Die Richtung stimmt, aber der Umsatz mit umweltfreundlichen Produkten wächst zu langsam. Dies liegt vor allem daran, dass die Preise für die Produkte nicht die realen Kosten für die Umwelt widerspiegeln“, sagt UBA-Präsidentin Maria Krautzberger.

Die Klimabelastung der Mobilität sei wegen zunehmender Emissionen im Luftverkehr und kaum abnehmendem CO2-Ausstoß im Autoverkehr um 0,4 Prozent gestiegen; im Bereich Ernährung sei die Belastung vor allem wegen des reichlichen Fleischverzehrs mit rund neun Prozent sogar deutlich empor geschnellt; immerhin sei dagegen der CO2-Ausstoß in Gebäuden dank energetischer Sanierungen um zehn Prozent seit 2007 gesunken. Gleichzeitig trügen das Wachstum der durchschnittlichen Wohnfläche wie auch die ausufernde Geräteausstattung insbesondere im Bereich IT zur Klimabelastung bei, teilt das UBA mit.

Im privaten Konsum sind Heizen und Stromverbrauch, Mobilität und Ernährung laut der Studie für 80 Prozent der Emissionen verantwortlich. Das UBA untersuchte den Umsatz grüner Produkte anhand der Marktentwicklung bekannter Umweltsiegel. Im Papiersegment beispielsweise seien rund 17 Prozent der Hygienepapiere Blaue-Engel-Produkte, Marktanteile wie auch Umsätze hätten seit 2012 leicht zugelegt. Umweltlabel sind der Studie zufolge vor allem dann erfolgreich, wenn man mit den grünen Produkten auch Geld sparen könne. Und: Wenn der Staat die Label durch Gesetze fördert.

Autor: Tim Bartels, aus  UmweltBriefe, Januar 2018

Weiterführende Informationen

Die UBA-Broschüre gibt es als PDF unter:  Grüne Produkte in Deutschland 2017. Marktbeobachtungen für die Umweltpolitik (umweltbundesamt.de)

Informationen und Tipps zum nachhaltigen Kosum:  Ratgeber für umweltbewussten und sozialen Konsum | Nachhaltiger Warenkorb (nachhaltiger-warenkorb.de)