Die Ernährungspyramide als Anleitung für gesunde Ernährung
Die Ernährungspyramide hilft bei einer gesunden Ernährung. Foto: ganzoben/Adobestock
3. August 2020 | Landwirtschaft und Ernährung

Ernährung: gesund vor lecker

Kennen Sie die Nahrungspyramide? Auf der untersten Stufe befindet sich das Wichtigste: die Getränke, mindestens sechs Gläser Wasser oder Saftschorle sollte man pro Tag trinken. Da drüber zeigt die Pyramide eine breite Palette an Obst- und Gemüsesorten: Von beiden je zwei bis drei Portionen pro Tag wären gut für die Gesundheit. Auf der nächsten Stufe liegen Getreideprodukte, Reis oder Kartoffeln (vier Portionen). Eine Portion meint, was in eine Hand passt, von Stufe zu Stufe werden sie kleiner. Es folgen Milchprodukte (drei Portionen) und Fisch, Fleisch, Eier. Davon reichen je zwei bis drei Portionen – pro Woche. Von Fetten und Ölen benötigt man zwei Portionen täglich. Und an der Spitze thronen Süßigkeiten und Knabbereien: Die sollte man nur in geringem Maße genießen. Wissen Sie jetzt alles über gesunde Ernährung?

Lieber gesund essen, als Hauptsache lecker

Eigentlich ja, denn im Auftrag der Techniker Krankenkasse ergab eine Forsa-Umfrage im September 2016 unter 1.200 volljährigen Deutschen, dass drei Viertel der Befragten über gesunde Ernährung genug zu wissen glauben. Und „gesund zu essen“, ist 45 Prozent am wichtigsten. Das rangiert noch vor „Hauptsache lecker“ (41 Prozent). Doch warum leben die Deutschen dennoch ungesund?

Zu fett, zu süß, zu salzig – die Menschen wollen sich gesünder ernähren, doch es fällt ihnen schwer. Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat eine Erklärung: „Die Kennzeichnung von Fett, Zucker und Salz ist eine Zumutung, der Großteil der Erfrischungsgetränke ist völlig überzuckert, und selbst Süßigkeiten werden wie gesunde Produkte beworben“, sagt Foodwatcher Oliver Huizinga.

Tierwohllabel oder Ernährunsampel

Das Landwirtschaftsministerium setzt auf Aufklärung und Ernährungsbildung. Der frühere Bundesminister Christian Schmidt hat 2017 ein Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) ins Leben gerufen. Er plädierte für „Ernährung“ als Schulfach und ließ ein staatliches, aber freiwilliges Tierwohllabel entwickeln.

Laut der derzeitigen Bundes­land­wirt­schafts­ministerin Julia Klöckner sollen sich Verbraucher „bewusst dafür entscheiden können, zu den Waren zu greifen, die aus Ställen mit mehr Tier­wohl kommen“ und entscheiden, „was ihnen Tier­wohl auch im Preis wert ist“. Der Gesetz­entwurf für das Siegel hat noch nicht erfolg­reich den Bundes­tag passiert. Ob erste gekenn­zeichnete Produkte wie geplant noch 2020 auf den Markt kommen, ist ungewiss.

Doch Verbraucherschützern reicht das nicht aus. Vielmehr noch müssten Kinder und Jugendliche „vor manipulativer Werbung für ungesundes Essen gesetzlich geschützt werden, damit sie nicht von klein auf ungesundes Essverhalten lernen“, sagt Foodwatcher Huizinga. Seine Organisation fordert seit 2009 eine Nährwertkennzeichnung in Ampelfarben, „um im Supermarkt auf einen Blick Produkte vergleichen zu können“.

Außerdem, so der Nahrungsexperte, sollte – wie in Großbritannien 2018 der Fall – auch hierzulande eine Sonderabgabe für besonders zuckerreiche Getränke erhoben werden. Doch bislang scheitere all das am Widerstand der Lebensmittelindustrie.

Zehn DGE-Regeln für gesunde Ernährung

  1. Lebensmittelvielfalt genießen. Essen Sie abwechslungsreich, angemessene Mengen und kombinieren Sie nährstoffreiche und energiearme Lebensmittel. Wählen Sie überwiegend pflanzliche Lebensmittel.
  2. Reichlich Getreide und Kartoffeln. Brot, Getreideflocken, Nudeln, Reis, am besten aus Vollkorn, sowie Kartoffeln enthalten Vitamine, Mineralstoffe sowie Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Mindestens 30 g Ballaststoffe, vor allem aus Vollkornprodukten, sollten es täglich sein.
  3. Gemüse und Obst – nimm fünf am Tag. Genießen Sie fünf Portionen Gemüse und Obst am Tag, möglichst frisch. Bevorzugen Sie saisonale Produkte.
  4. Milch und Milchprodukte täglich, Fisch ein- bis zweimal pro Woche, Fleisch, Wurst und Eier in Maßen. Im Rahmen einer vollwertigen Ernährung sollten Sie nicht mehr als 300 bis 600 g Fleisch und Wurst pro Woche essen.
  5. Wenig Fett und fettreiche Lebensmittel. Bevorzugen Sie pflanzliche Öle und Fette (z.B. Raps- und Sojaöl). Achten Sie auf unsichtbares Fett, das in Fleischerzeugnissen, Milchprodukten, Gebäck und Süßwaren sowie in Fastfood und Fertigprodukten enthalten ist. Insgesamt 60 bis 80 g Fett pro Tag reichen aus.
  6. Zucker, Salz in Maßen. Verzehren Sie Zucker und Lebensmittel, die mit verschiedenen Zuckerarten (z.B. Glucosesirup) hergestellt wurden, nur gelegentlich. Würzen Sie mit Kräutern und Gewürzen und nur wenig Salz. Wenn Sie Salz verwenden, dann angereichert mit Jod und Fluorid.
  7. Reichlich Flüssigkeit. Trinken Sie mindestens anderthalb Liter Flüssigkeit jeden Tag. Trinken Sie bevorzugt Wasser und nur selten Zuckergesüßtes.
  8. Schonend zubereiten. Garen Sie die Lebensmittel bei möglichst niedrigen Temperaturen, soweit es geht kurz, mit wenig Wasser und wenig Fett.
  9. Sich Zeit nehmen. Gönnen Sie sich eine Pause für Ihre Mahlzeiten, essen Sie nicht nebenbei. Lassen Sie sich Zeit, das fördert Ihr Sättigungsempfinden.
  10. Sport treiben. Gute Ernährung und mind. 30 min. körperliche Bewegung am Tag gehören zusammen und helfen dabei, Ihr Gewicht zu regulieren.

> Die 10 Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE):  www.dge.de/fileadmin/public/doc/fm/10-Regeln-der-DGE.pdf

Ernährungsreport 2020

Im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums befragt Forsa seit 2016 jährlich rund 1.000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 14 Jahren zu ihren Ess- und Einkaufsgewohnheiten.

Den Ernährungsreport 2020 des BMEL finden Sie unter:  www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/ernaehrungsreport-ueberblick.html

Eine Auswahl:

  • 52 Prozent legen Wert auf einfache und schnelle Zubereitung
  • Gemüse und Obst sind die Spitzenreiter: 70 Prozent der Befragten essen es täglich. Bei 64 Prozent der Befragten stehen täglich Milchprodukte auf dem Speiseplan. Der Fleischkonsum nimmt hingegen weiter leicht ab: 26 Prozent der Befragten essen täglich Fleisch und Wurst, vegane Alternativen zu Milch, Joghurt, Käse oder Fleisch werden von 5 Prozent der Befragten täglich gegessen.
  • Wie viel Zucker, Fett und Salz in einem verarbeiteten Lebensmittel oder Fertigprodukt enthalten ist, spielt auch beim Einkauf eine Rolle: 56 Prozent der Befragten achten immer oder meistens darauf, wie viel Zucker das Produkt enthält, beim Fett tun dies 43 Prozent.
  • 83 Prozent achten beim Einkauf vor allem auf regionale Herkunft der Produkte, 46 Prozent darauf, dass es preiswert ist.
  • Die Hälfte der Befragten (50 Prozent) achtet beim Kauf von Lebensmitteln immer oder meistens auf das Bio-Siegel. Die Aufmerksamkeit für Produkte, die aus fairem Handel und tierwohlgerechter Haltung stammen, ist im Vergleich zu den Vorjahren weiter gestiegen: 49 Prozent achten immer oder meistens beim Einkauf auf das Siegel „Fairer Handel“, 48 Prozent auf Label, die Fleisch aus besonders tiergerechter Haltung kennzeichnen. Siegel für Produkte aus nachhaltiger Fischerei sind für 47 Prozent der Befragten von Bedeutung. Für all diese Siegel gilt: Frauen achten beim Einkauf häufiger als Männer darauf, ob Produkte mit diesen Siegeln gekennzeichnet sind.