Der CO2-Handabdruck misst den positiven Impact, den unser Verhalten auf den Klimaschutz hat.
Statt Fußabdruck jetzt Handabdruck: Der CO“-Handabdruck misst die positiven Effekte unseres Verhaltens auf den Klimaschutz. Foto: Patrick P. Palej/AdobeStock
16. Mai 2023 | Bürgerinfo

CO2-Handabdruck: Wenn der Fuß zur Hand wird

Die Kommunikation über die Klimakrise setzt stark auf CO2-Tonnagen, Temperaturvoraussagen und Worst-Case-Szenarien. Doch die warnende Unheilrede über zunehmende Katastrophen lähmt eher, macht passiv, wenn nicht sogar depressiv. Dagegen empfehlen Umweltpädagogen den „CO2-Handabdruck“. Damit wird vermittelt, dass man dennoch viel gegen den Klimawandel tun kann oder bereits getan hat.

CO2-Handabdruck und CO2-Fußabdruck

Anders als der CO2-Handabdruck ist der CO2-Fußabdruck sicherlich vielen bekannt. Genau genommen berechnet er entstehende CO2-Emissionen in Hektar Waldfläche, die zusätzlich notwendig wäre, um den CO2-Konzentrationsanstieg in der Atmosphäre aufzufangen. Eigentlich wird er aber meistens als CO2-Bilanz in Tonnen angegeben, die wir direkt und indirekt durch unsere Lebensweise bzw. Aktivität pro Jahr verursachen.

CO2-Fußabdruck

Und dieser Blick auf den eigenen CO2-Fußabdruck kann schnell frustrieren: 2018 versuchten mehr als 100 Berliner Haushalte ein Jahr lang, so gut es ging, ihren persönlichen CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Doch selbst mit bestem Willen und ambitioniertem Konsumverzicht kam man vom deutschen Durchschnitt, der bei 11,6 t CO2 pro Kopf und Jahr liegt, nur auf 7 t runter. Der Grund: In unserer hochindustrialisierten und immer noch von fossilen Brennstoffen abhängigen Gesellschaft haben wir auf viele Emissionen keinen Einfluss. Allein durch die Infrastruktur – Straßen, Schulen, Verwaltung – entfallen zum Beispiel auf jeden Menschen rund eine Tonne CO2 im Jahr.

CO2-Handabdruck

Um dieser Hilflosigkeit entgegenzuwirken, haben WissenschaftlerInnen eine Alternative zum CO2-Fußabdruck entwickelt: den ökologischen Handabdruck.

„Der Handabdruck zeigt uns, worauf wir bereits stolz sein können“, erläutert Klimaktiv. Die Tübinger Initiative entwickelt für Unternehmen und Privatpersonen Klimaschutzstrategien. Zum Beispiel in puncti Konsum und Finanzen: „Wenn ich bedacht entscheide, kann ich mit dem, was ich aus meiner Hand gebe (Ausgaben und Aufgaben) meinen Handabdruck langfristig wachsen lassen“, heißt es bei Klimaktiv. Indem man sein Geld beispielsweise in ökologisch nachhaltige Fonds investiert. Etwas gar nicht erst zu kaufen, sei ebenfalls eine Handabdruck-Entscheidung.

Handabdruck als positiver Gegenentwurf

Durch grundsätzliche Umstellungen könne der CO2-Handabdruck jedes Einzelnen automatisch wachsen, ohne dass man jedes Mal abwägen muss – etwa wenn man von nun an immer mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV zur Arbeit fährt. Und wenn der Weg zu weit oder der Bus zu selten kommt, kann man sich mit anderen absprechen, um Fahrten zu teilen. „So gibt es mehr Ruhe und Platz auf
den Straßen, das Klima profitiert und die Fahrt wird für alle Beteiligten günstiger“, formuliert die Handprint-Initiative positiv.

Das funktioniert auch in unseren vier Wänden. Dort treffen wir Tag für Tag unzählige kleine und große Entscheidungen. Für jedes Elektrogerät z.B. werden viele Ressourcen benötigt. „Achten wir auf Qualität und pflegen die Technik, haben wir länger etwas davon und vergrößern unseren Handabdruck quasi von der Couch aus“, so das Argument von Klimaktiv. Der Handabdruck ist also sozusagen der positive Gegenentwurf zum ungleich bekannteren Fußabdruck.

Der ökologische Handabdruck

Das Konzept des CO2-Handabdrucks (engl. carbon handprint) wurde von UmweltpädagogInnen des Centre for Environment Education (CEE) in Indien entwickelt. Es erfasst nicht , wieviel Treibhausgase jemand verursacht, sondern wie viele man schon vermieden hat – entweder durch sein Konsumverhalten, sein politisches Engagement oder durch berufliches Handeln in Entscheidungspositionen. Es werden nicht unsere Klimasünden aufgezeigt, für wieviel CO2-Ausstoß wir verantwortlich sind. Vielmehr ist ausschlaggebend, was wir richtig machen – auch Aktionen, die unsere Mitmenschen betreffen.

Autor: Tim Bartels,  UmweltBriefe, Mai 2023


Mit einem Test von Brot für die Welt und Germanwatch lässt sich herausfinden, welche Veränderungen man am ehesten in seiner Umgebung bewirken kann:  https://www.handabdruck.eu/

Weitere Tipps und Ratschläge zum Klimaschutz mit Handprint gibt die Initiative „klimAktiv“ unter:
 https://www.climate-handprint.de/


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Beispiele für den ökologischen Handabdruck:

  1. 1.

    Tue Gutes, indem Du drüber sprichst. Aber reden Sie mit anderen lieber über den Nutzen, den Klimaschutz für den Menschen hat – statt mit „Zahlengeballer“ zu warnen, wie hoch die Temperaturen und der Meeresspiegel steigen werden, wie knapp das CO-Budget und die Zeit zur Umkehr noch sind uswusf; es sollte auch weniger damit geworben werden, wie viele Tonnen CO2 ein Umstieg aufs Elektroauto „einspart“ (eher: vermeidet), sondern damit, dass z.B. eine autofreie Stadt auch gut für die Menschen ist, wenn es keinen Klimawandel gäbe: bessere Luft, weniger Lärm, mehr Platz und Entschleunigung für Zufußgehende.

  2. 2.

    Privates Verhalten. Gründen Sie eine Tauschbörse; organisieren Sie eine Biotonne für die Hausgemeinschaft; schrauben Sie sich aufs eigene Dach eine Solaranlage, die Strom ins öffentliche Netz einspeist; kümmern Sie sich um die Sanierung Ihres Gebäudes oder beraten Sie darüber Nachbarn und Freunde; beraten Sie mit den Nachbarn, wie man gemeinsam die fossile Gasheizung austauschen könnte – vielleicht indem man die Stadtverwaltung fragt, ob Ökofernwärme eine Option wäre; vielleicht indem man von politischen Parteien einfordert, Klimaschutz ernst zu nehmen; für Babykleidung.

  3. 3.

    Politisches Engagement. Das kann bedeuten, sich beim Oberbürgermeister oder der Bürgermeisterin für mehr Baumpflanzungen einzusetzen, ein Volksbegehren zu unterschreiben für Tempo 120 auf der Autobahn und Tempo 30 in der Stadt; oder auf Klimademonstrationen zu gehen; setzen Sie sich in einer politischen Organisation oder Partei für mehr Klimaschutz ein.

  4. 4.

    Berufliches Handeln. Setzen Sie sich „auf Arbeit“ für umweltverträgliche Mobilität Ihrer Kolleginnen und Kollegen ein. Zeigen Sie, wie man es klimaschonender macht, als allein mit dem Auto anzureisen. Bilden Sie Fahrgemeinschaften; wer zu Fuß, mit dem Fahrrad, den Öffis oder mit einer Fahrgemeinschaft in die Firma kommt und auf diese Weise keinen Parkplatz braucht, sammelt Punkte; setzen Sie sich in der Firmenkantine für mehr saisonale Gerichte ein oder für mehr vegane oder vegetarische.