Robert Habeck zeigt die Bilanz der nationalen Treibhausgasemission
Gerade-noch-Minister Robert Habeck bilanziert die nationalen Treibhausgasemissionen während seiner Amtszeit. „Ziellücke für 2021 – 2030 geschlossen, Puffer aufgebaut!“, lautet die Überschrift seiner hier hoch gehaltenen Grafik. „Die letzten drei Jahre, wenn man mal zurückschaut, werden wahrscheinlich als Wendepunkt der deutschen Klimapolitik eingehen“, verlautete Habeck ganz unbescheiden. Foto: © BMWK / Andreas Mertens
4. April 2025 | Klimaschutz und Klimaanpassung

Bilanz der Treibhausgasemissionen: Kurs Klimaziel

Ziellücke für 2021 – 2030 geschlossen, Puffer aufgebaut!

Gerade-noch-Minister Robert Habeck bilanziert die nationalen Treibhausgasemissionen während seiner Amtszeit. „Ziellücke für 2021 – 2030 geschlossen, Puffer aufgebaut!“, lautet die Überschrift seiner hier hoch gehaltenen Grafik. „Die letzten drei Jahre, wenn man mal zurückschaut, werden wahrscheinlich als Wendepunkt der deutschen Klimapolitik eingehen“, verlautete Habeck ganz unbescheiden.

Sein Ergebnis: Die ergriffenen Maßnahmen hätten dazu beigetragen, „dass Deutschland jetzt auf Klimakurszielerfüllung ist“. Als Habeck 2021 mit der Ampelkoalition ins Kabinett kam, übernahm er von der Groko unter Angela Merkel eine bis 2030 kumulierte CO₂-Lücke von 1 200 Mio. t, die es zu schließen galt. „Das ist geschafft“, sagte der Grüne Klimaminister. Nun sei man „voll auf Pfad“, um das 65-Prozent-Reduktionsziel in fünf Jahren zu erreichen. Mehr noch: „Mit den Projektionsdaten heute haben wir zu 2030 einen Puffer von 80 Millionen Tonnen.“ Ein beruhigendes Erbe für die nächste Regierung?

Treibhausgasemissionen gegenüber Vorjahr zurückgegangen

Nach Analyse des Umweltbundesamtes (UBA) sind die Treibhausgasemissionen 2024 hierzulande um 3,4 Prozent von 672 Mio. t CO₂-Äquivalente im Jahr 2023 auf jetzt 649 Mio. t zurückgegangen. Agora Energiewende hatte bereits zu Beginn des Jahres 3 Prozent Reduktion auf 656 Mio. t errechnet. Daran den größten Anteil hat die Energiewirtschaft. „60 Prozent der Minderungserfolge kommen durch den Ausbau der erneuerbaren Energien“, sagt Habeck.

Dekarbonisierung von Energie und Wärme

Man sei im Stromsektor knapp unter 60 Prozent Erneuerbaren-Anteil (57 Prozent). Sehr viele Genehmigungen für weitere Windräder seien bereits erteilt worden, so Habeck, der Ökostromanteil werde also weiter steigen.

Auch zur Dekarbonisierung der Wärme ist die Trendumkehr laut des Grünen Ministers „eingeleitet worden“. Alle großen Städte brachten derzeit ihre Wärmeplanung voran und auch kleinere Kommunen machten sich planend auf den Weg. „Dadurch werden jetzt Quellen erschlossen, die sowieso schon da sind, aber bisher nicht genutzt wurden“, so Habeck. Er nennt drei Beispiele, hebt Hamburg hervor, wo die Abwärme der Kupferproduktion 20 000 Haushalte mit klimaneutraler Wärme versorgen könne; Bonn will mit Großwärmepumpen aus dem Rhein- und aus Abwasser von Kläranlagen Wärme gewinnen; München nutzt noch mehr Geothermie.

UBA-Präsident Dirk Messner hatte 2024, als er 10 Prozent Reduktion gegenüber dem Vorjahr mitteilte, von einer „Mutmachernachricht“ gesprochen. Nun mahnt er an, dass „wir nicht nachlassen dürfen und das, was an gesetzlichen Regulierungen vereinbart ist, auch umsetzen und nicht infrage stellen“. Nur dann werde man „in etwa bei 65 Prozent Minderung in 2030 landen können“.

Verkehrssektor ist Sorgenkind Nummer 1

Der Verkehr bleibt das Problemkind und liegt nach der CO₂-Bilanz rund 18 Mio. t über seinem Ziel. Der Sektor verfehle die kumulierten Emissionsmengen zwischen 2021 und 2030 um 169 Mio. t CO2-Aq. „Der Markhochlauf von Elektroautos muss wieder deutlich mehr Fahrt aufnehmen“, sagt Messner. Seine Empfehlung: Nach dem Vorbild Frankreichs könnten geforderte Leasingmodelle für kleine Elektroautos mit geringen monatlichen Raten zum Kauf anreizen und E-Mobilität dort ermöglichen, wo einkommensschwache Menschen aufs Auto angewiesen sind.

Sorgenkind Nummer 2 ist Gebäudesektor

Auch der Gebäudesektor hält die Emissionsvorgaben nicht ein. Treiber für einen leichten Rückgang war die milde Witterung, wodurch weniger geheizt worden sei, so Messner. Er rät dringend dazu, am Gebäudeenergie- oder Heiz-Gesetz festzuhalten. Der Grund: „Die Wärmewende ist kein Automatismus, die Menschen brauchen Erwartungssicherheit“, und deswegen müsse man wissen, erstens ab wann der Umstieg auf die Wärmepumpen und die Elektrifizierung geschafft sein muss, und zweitens brauche es „Förderangebote, die auf Dauer angelegt und sozial gestaffelt sind“.

Neues Sorgenkind ist die Landnutzung: Wälder, Moore und Weiden

Ein neues Sorgenkind ist der Bereich Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF). Demnach sollen Wälder, Weiden und Moore als CO₂-Senken dienen, weil sie das Treibhausgas speichern können. Nach Vorgaben des Klimagesetzes sollen hier 2030 jährlich 25 Mio. t CO₂ gespeichert werden. Doch wie aus der 4. Bundeswaldinventur hervorging, ist der Wald in der Klimakrise zu einer CO₂-Quelle mutiert. Den UBA-Berechnungen zufolge könnten die geschwächten Ökosysteme im Jahr 2030 schon 32 Mio. t emittieren. Demnach wäre Deutschland durch die ausgefallene Senkenkapazität vom Gesetzesziel fast 60 Mio. t entfernt.

Für die Stärkung der natürlichen Senkenleistung brauche es unter anderem die verstärkte Förderung von Waldumbau und Waldmehrung, den Aufbau des Holzproduktspeichers (mehr langlebige Holzprodukte) und Humusaufbau, damit der Kohlenstoffgehalt in mineralischen Boden erhöht werden kann.

Autor: Tim Bartels, in  UmweltBriefe, April 2025


Informationen des Umweltbundesamtes: Treibhausgas-Projektionen 2025 – Ergebnisse kompakt:  Treibhausgas-Projektionen 2025 – Ergebnisse kompakt | Umweltbundesamt

Pressemitteilung des BMWK „Klimaziele bis 2030 erreichbar„:  BMWK – Klimaziele bis 2030 erreichbar

 


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