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Interaktive Karte der BGE zur Endlager-Suche in Deutschland

Endlager-Suche in Deutschland: Welche Regionen bleiben im Rennen?

BGE grenzt mögliche Standorte weiter ein

Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hat den Kreis der Regionen, deren Untergrund zur Lagerung des deutschen Atommülls taugen könnte, weiter eingeengt.  Rund die Hälfte der Fläche von den 2020 ermittelten Teilgebieten hat die BGE anhand geologischer Kriterien als „ungeeignet “ (orange Flächen) oder „gering geeignet“ (gelb) ausgeschlossen. Noch etwa ein Viertel der Bundesfläche kommt für ein Endlager in Frage (türkise Flächen) bzw. wird gerade noch am Bildschirm bewertet (dunkelgrau, v. a. Norddeutschland).

Die grauen Flächen erhalten erst im Juni 2026 eine neue Farbe, wenn die BGE einen weiteren Arbeitsstand veröffentlicht. „Bereits jetzt wenden sich Bürger an ihre Bürgermeister oder Landräte und fragen nach“, sagt Iris Graffunder, Chefin der BGE. Die Vorhabenträgerin für die Endlager-Suche wird Ende 2027 nur noch wenige Gebiete für eine übertägige Erkundung vorschlagen.

Interaktive Karte für Kommunen

Jede Kommune kann auf einer interaktiven Karte zu ihrem Standort navigieren und nachschauen, ob der BGE sie ausgeschlossen hat bzw. ob man noch im Rennen ist. So viel steht bisher fest: Zur Gänze aus der Endlager-Suche raus sind die Bundesländer Rheinland-Pfalz und Saarland. Auch NRW und Hessen scheinen zumindest größtenteils ungeeignet, da es dort an den nötigen Gesteinsschichten aus Steinsalz, Granit oder Ton fehlt.

„Die in Türkis dargestellten Gebiete zeigen, wo die ersten beiden Prüfschritte der vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen abgeschlossen sind und die tiefergehende sicherheitsgerichtete Bewertung beginnt“, erläutert die für die Standortauswahl zuständige BGE-Bereichsleiterin Lisa Seidel. Solche Regionen finden sich auch in Baden-Württemberg und Bayern.

Geeignete Regionen in Bayern und Baden-Württemberg

In Bayern finden sich etwa für das Atommüllendlager geeignete Standortregionen im Bayerischen Wald an der Grenze zu Tschechien und in den Landkreisen Cham, Deggendorf, Freyung-Grafenau, Passau, Regensburg, Schwandorf sowie zwischen Bischofsgrün und Weißenstadt im Fichtelgebirge.

Im Südwesten sind größere Flächen südlich von Baden-Baden und Gaggenau am Westrand des Nordschwarzwalds sowie nördlich Sankt Georgen im Schwarzwald und auch im Ortenaukreis um Dilgerhof herum endlagerkompatibel.

Norddeutschland: Noch viele offene Fragen

Allein in Norddeutschland ist es auf der Endlagersuchkarte noch überwiegend grau. Das meint: Dort sind große Flächen noch nicht bewertet worden. „Die grauhinterlegten Gebiete stehen noch am Anfang des Prüfprozesses, sollen aber bis Mitte 2026 auch die ersten beiden Prüfschritte durchlaufen haben, so dass dann keine grauen Flächen im Bundesgebiet mehr vorhanden sein werden“, versichert BGE-Fachfrau Lisa Seidel.

Dagegen gibt es in Niedersachsen mögliche Endlager-Regionen im Raum Braunschweig und Hannover sowie nördlich von Osnabrück. Und auch in Thüringen und Sachsen-Anhalt zwischen Halle und Erfurt haben Flächen die ersten Prüfschritte bestanden, gelten also als tauglich.

Geologische Kriterien und Sicherheit

„Wir schauen uns nur die geologischen Daten an, die wir haben“, sagte BGE-Chefin Iris Graffunder gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Man gehe noch nicht vor Ort, sondern arbeite bisher noch am Bildschirm. „Je gleichmäßiger und langweiliger der Untergrund, umso besser für ein Endlager“, erklärt Graffunder. Wichtig sei, mögliche Auswirkungen von Vulkanen für die nächste Million Jahre auszuschließen. Und auch das Erdbebenrisiko spiele eine Rolle. „Überall da, wo das Gestein in Bewegung ist und sich gegeneinander verschieben kann, da wollen wir kein Endlager bauen.“

Wie geht es weiter?

Mitte 2026 will die BGE einen weiteren Zwischenstand präsentieren. Von da an soll es keine grauen, also noch nicht untersuchte Regionen in Deutschland mehr geben. Erst am Ende des Jahres 2027 will die BGE Standortregionen für die oberirdische Erkundung vorschlagen.

Diese Vorschläge prüft dann das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE), das die Wissenschaft und die Öffentlichkeit beteiligt. Dann wird rausgegangen, gebohrt und gemessen. „Das sind wir nicht zuletzt den Menschen schuldig, die in den Regionen mit den Zwischenlagern leben“, sagt Bundesumweltminister Carsten Schneider. „Wir werden dafür das Standortauswahl-Verfahren optimieren. Dabei gilt es, den Kern des Verfahrens zu bewahren, insbesondere das Ziel der bestmöglichen Sicherheit.“ Den Vorschlag für eine entsprechende Gesetzes-Novelle will Schneider Anfang kommenden Jahres zur Diskussion stellen und anschließend in Kabinett und Parlament bringen.

Auch die Entscheidung über die in Frage kommenden Regionen trifft der Bundestag. Als Zieldatum für die Entscheidung über ein Endlager ist derzeit 2050 angepeilt.

Autor: Tim Bartels.  UmweltBriefe Dezember 2025


Zum Navigator der BGE zur Endlager-Suche:  Der Weg zu den Standortregionen : BGE Endlagersuche Navigator

Die BGE zeigt, wo die Endlager-Suche aktuell steht:  Die BGE zeigt, wo die Endlagersuche aktuell steht


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Cover UmweltBriefe Dezember 2025

UmweltBriefe im Dezember

Die  UmweltBriefe erscheinen im Dezember 2025 u.a. mit folgenden Themen:

TITELTHEMA
Endlagersuche: Qual der Wahl
Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hat den Kreis der Regionen, deren Untergrund zur Lagerung des deutschen Atommülls taugen könnte, weiter eingeengt. „Bereits jetzt wenden sich Bürger an ihre Bürgermeister oder Landräte und fragen nach“, sagt Iris Graffunder, Chefin der BGE.

KLIMAKOMMUNIKATION
Was machen die anderen?

Soziale Normen in der Klimakommunikation wirken als ungeschriebene Verhaltensregeln und Einstellungen, die innerhalb einer Gruppe als „normal“ gelten und das Verhalten der Menschen stark beeinflussen. Kommunale Verwaltungen sollten soziale Normen so nutzen, dass sie klimafreundliche Standards sichtbar machen und zur Nachahmung anregen.

INTERVIEW MIT DEM KLIMASCHUTZKOORDINATOR AUS KIEL
„Bis jetzt konnten wir fast immer überzeugen“
Die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt Kiel hat kein Geld für Experimente. „Es wird im Rat und bei Unternehmen geschätzt, dass wir wirtschaftlich denken und umsetzbare Lösungen liefern“, sagt Kiels Klimaschutzkoordinator Jens-Peter Koopmann.

TRENDS
Fachkongress Holzenergie: Umschwung noch nicht zu erkennen
Reicht das Holz? Fragen zum Rohstoffpotenzial waren neben Hybridlösungen und Imagefragen einer der Schwerpunkte beim diesjährigen Fachkongress Holzenergie in Würzburg. Indes lässt ein spürbarer Politikwechsel noch auf sich warten.

KLIMAFAKTEN
Was unumstritten ist
Die globale Erwärmung schreitet schnell und ungebremst voran. Mehrere Indikatoren haben in diesem oder vergangenen Jahr Rekordwerte erreicht. Das geht aus dem neuen, aktualisierten Klimafaktenpapier 2025 hervor. Erstellt wurde es von sechs führenden Organisationen der Klimaforschung und Klimakommunikation.

 


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Im brasilianischen Belém findet die COP30 2025 statt.

COP30: Konferenzitis, klamme Kassen, Kippmomente

In Belém tagt die UN-Klimakonferenz (10.11.-21.11.), die sogenannte COP30. Als Austragungsort für den zum 30. Mal stattfindenden Gipfel ist die brasilianische Stadt am östlichen Rand des Amazonasgebiets treffend gewählt. Seine weltweit größte zusammenhängende Regenwaldfläche ist als Kohlenstoffsenke für den Kampf gegen den Klimawandel von enormer Bedeutung – wenn seine wunderbare Baumbiodiversität erhalten bliebe.

Die Entwaldungsrate bis 2030 auf null Prozent zu reduzieren, hat sich Brasilien öffentlich auf die Fahnen geschrieben. In den ersten zwei Jahren der Lula-Regierung soll die Abholzung in Amazonien schon deutlich zurückgegangen sein. Doch der Regenwald habe unter dem immensen Druck globaler Wertschöpfungsketten möglicherweise bereits den Kipppunkt erreicht, den „point of no return“, ergab eine Studie, die das Fachblatt Nature 2024 veröffentlichte. Was kann man nun, zehn Jahre nach dem Pariser Abkommen, von der COP30 in Brasilien erwarten?

UN-Klimaverhandlungen ohne Kommunen

Sitzen die Kommunen, die das Gros des Klimaschutzes und viel mehr noch zur Klimaanpassung leisten müssen, mit am Verhandlungstisch? Nein, einen offiziellen Sitz in den UN-Klimaverhandlungen haben die Städte und Gemeinden weiterhin nicht. Die brasilianische COP-Präsidentschaft beteuerte aber, auch Kommunal- und Regionalverwaltungen mit einbinden zu wollen.

Weltbürgermeistergipfel in Rio

Ein „Gipfel der Völker“ findet als alternative Konferenz parallel zum offiziellen Delegierten-, Diplomaten- und Minister:innen-Treffen statt mit Fokus auf die Zivilgesellschaft, auf indigene Gruppen und andere soziale Bewegungen. Eine Woche zuvor fand in Rio de Janeiro an drei Tagen bereits der C40-Weltbürgermeistergipfel statt, ein Netzwerk von fast 100 Bürgermeister:innen führender Städte der Welt (aus Deutschland zählen dazu Berlin und Heidelberg), die gemeinsam gegen die Klimakrise vorgehen.

10 Jahre nach Pariser Klimaabkommen

Die Welt ist auch 10 Jahre nach Paris nicht auf Kurs. In vielen Ländern scheint die Minderung der Klimagasemissionen nicht mehr dringliche Aufgabe zu sein. Zwar kündigte China an, seine Emissionen um 7 bis 10 Prozent bis 2035 im Vergleich zum Höchststand zu senken. Doch Wladimir Putin dekretierte für sein Land, dass dessen Emissionen 2035 bis 22 Prozent überm Niveau von 2021 liegen dürfen. Russland verursacht derzeit die viertmeisten Emissionen. Und die USA, zweitgrößter Emittent, sind unter Donald Trump erneut aus dem Vertrag ausgestiegen.

Insgesamt hat bis wenige Tage vor Beginn des Klimagipfels nur ein Drittel der Lander (64) seine aktualisierten NDCs (Nationally Determined Contributions) eingereicht, mit denen die Staaten beschreiben, wie sie in kommenden Jahren auf die Erfüllung des Pariser Klimavertrages hinarbeiten. Auch die EU hatte sich erst Anfang November auf ein neues Ziel für 2035 verständigt. 66 bis 72,5 Prozent hatten die EU-Umweltminister:innen im September empfohlen.

Führungsrolle von Deutschland und der EU

Die Grünen hierzulande pochen auf eine Führungsrolle Deutschlands und der EU bei den Verhandlungen auf der COP30. Sie sollen die Schlussfolgerungen des vom Internationalen Gerichtshof (IGH) im Juli 2025 vorgelegten Rechtsgutachtens zur Grundlage ihres klimapolitischen Handelns machen. Der IGH befand, dass die UN-Staaten völkerrechtlich dazu verpflichtet sind, das 1,5-Grad-Ziel der Pariser Klimakonvention zu verfolgen und ambitionierte Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen umzusetzen.

Notwendige kommunale Klimainvestitionen

Der kommunale Finanzierungsbedarf dafür ist hierzulande gewaltig. Studien beziffern die aufzubringende Summe notwendiger kommunaler Klimainvestitionen bis 2030 auf rund 170 Milliarden Euro. Angesichts ihrer finanziellen Misere haben sich die Landeshauptstadt-OBs mit einem Brandbrief an Bundeskanzler Friedrich Merz gewandt. „Die Schere zwischen kommunalen Einnahmen und Ausgaben öffnet sich immer weiter“, warnen sie. Die Bundesregierung wird in dem Schreiben dazu aufgefordert, „einen Gesetzentwurf vorzulegen, mit dem der kommunale Anteil an der Umsatzsteuer so angepasst wird, dass bestehende Mehrbelastungen durch Bundesgesetze ausgeglichen werden“.

Auf diese Forderungen der Bürgermeister:innen hat das Bundesfinanzministerium eher abwehrend reagiert: Länder und Kommunen erhielten doch 100 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen. Zudem kompensiere der Bund die Steuermindereinnahmen, die durch die Senkung der Unternehmenssteuer entstehen.

Gemeinschaftsaufgabe Klimaschutz

Was die OBs nicht erwähnen, aber laut Koalitionsvertrag geprüft wird, ist, im Grundgesetz eine Gemeinschaftsaufgabe Klimaschutz zu verankern. Dadurch konnten Bund und Länder den Kommunen durch Mischfinanzierung ausreichend Mittel zur Verfügung stellen und sie langfristig absichern

Autor: Tim Bartels, in:  UmweltBriefe November 2025


Wie Städte zum Erfolg der COP30 beitragen können:  Wie Städte zum Erfolg der COP30 beitragen können – C40 Städte

Dossier der Heinrich-Böll-Stiftung zur COP30:  COP30: UN-Klimakonferenz in Belém, Brasilien

Das Schreiben der 13 OB an den Bundeskanzler: „Für eine Neujustierung der Grundsätze der kommunalen Finanzausstattung“: UmweltBriefe bieten. Zwei kostenlose Probehefte sind für Sie reserviert:  www.walhalla.de/probeabo-umweltbriefe

Die Co2-Flottengrenzwerte der EU für 2030

CO2-Flottengrenzwerte EU 2030: viel Lärm und Mief

Das ist mal eine kühne Volte der EU: Vom Jahr 2030 an sollen für Firmenflotten und Mietwagen nur noch emissionsfreie Fahrzeuge zugelassen werden. Diesen Vorstoß will die „Bild am Sonntag“ aus der EU-Kommission erfahren haben. Dabei hat Brüssel doch gerade erst Deutschlands Autokonzerne vor dem drohenden Bußgeld wegen Überschreitung der Emissionsminderungsziele verschont und ihnen mehr Zeit gelassen, ihre CO₂-Flottengrenzwerte zu erfüllen.

Strengere CO₂-Ziele trotz Aufschub

Vom Klimaziel rückt die Kommission dabei aber nicht ab, da die Autobauer, die dieses Jahr ihr Flottenlimit von 93,6 g CO₂/km nicht einhalten können, bis 2027 mehr CO₂ als geplant einsparen müssen, um den Durchschnitt für alle drei Jahre zu schaffen und die Strafzahlungen zu vermeiden. Von 2030 bis 2034 beträgt dieser jährliche Flottengrenzwert 49,5 g CO₂/km und 2035 dann endlich: null Gramm – was faktisch ein Verbrennerverbot bedeutet. Doch es gibt das Schlupfloch „ CO₂-freie Treibstoffe“, wenn Verbrennermotoren weiter mit E-Fuels laufen.

So funktionieren die CO₂-Flottengrenzwerte

Die EU hat die CO₂-Flottengrenzwerte für PKW und leichte Nutzfahrzeuge anno 2019 eingeführt und im Jahr 2023 verschärft. Das Limit legt fest, wie viel Gramm CO₂ pro Kilometer im Durchschnitt von neu verkauften Autos ausgestoßen werden dürfen.  Für 2025 bis 2029 sinkt dieser Grenzwert um 15 Prozent. Neue Benzin- oder Dieselautos müssen also 2025 deutlich niedrigere Grenzwerte einhalten als 2024. Komplex wird das System dadurch, dass es keinen einheitlichen Wert für alle Autohersteller gibt. Stattdessen müssen Hersteller kleiner, leichter Fahrzeuge einen niedrigeren Grenzwert für den durchschnittlichen CO₂-Ausstoß aller von ihnen neu verkauften Autos einhalten als Hersteller schwererer Fahrzeuge. Verfehlt ein Hersteller sein Ziel, muss er für jedes verkaufte Auto und jedes zusätzliche Gramm CO₂ pro Kilometer eine Strafe von 95 Euro zahlen.

Elektroautos als Schlüssel zur Zielerreichung

„Der CO₂-Flottengrenzwert ist das wichtigste Instrument des Klimaschutzes im Verkehrsbereich“, sagt Felix Creutzig vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Dass diese Regulierung effektiv ist, zeige sich darin, so Creutzig, „dass Autohersteller Elektroautos vermehrt und verbilligt anbieten, um die Flottengrenzwerte zu erreichen“. Nur haben viele Hersteller dieses Jahr eben zu wenige E-Fahrzeuge verkauft.

VDA fordert flexiblere Ziele bis 2035

Mit den schlechten E-Auto-Verkaufszahlen im vergangenen Jahr begründet der Verband der Automobilindustrie (VDA), dass die Emissionen neuer PKW bis 2035 nicht auf null sinken dürften, sondern bis dahin nur um 90 Prozent reduziert werden müssten. Dadurch könnten auch nach 2035 noch Fahrzeuge zugelassen werden, die fossile Treibstoffe nutzen. „Die verbliebenen CO₂-Emissionen werden über ambitioniertere Ziele für den Anteil erneuerbarer Kraftstoffe in der RED kompensiert“, heißt es in einem 10-Punkte-Plan, den der VDA im Dialog über die Zukunft der Automobilindustrie in Brüssel vorlegte. Darin fordert der VDA zudem, dass die Zwischenziele aufgeweicht werden und PHEV (Plug-in Hybrid Electric Vehicle) mit großer Reichweite reinen Elektroautos gleichgestellt und auch nach 2035 noch zugelassen werden dürfen.

„Für die Zielverschärfungen in 2030 und 2035 sollte eine Entlastung in Form eines zweijährigen Phase, in der Grenzwerte zur Anwendung kommen“, findet der VDA, der betont, dass die Kapazitäten für einen Hochlauf der Elektromobilität zwar vorhanden seien. Doch dem Commitment der Autoindustrie stehe eine nur schwache Nachfrage in Europa gegenüber. Daher müsse das Vertrauen in die Elektromobilität mit „aktiver Positivkommunikation“ noch gestärkt werden.

EU-Vorstoß für gewerbliche Flotten stößt auf Widerstand

Und nun prescht die EU-Kommission auch noch damit vor, ab 2030 Mietwagenanbietern und Unternehmen für deren Firmenwagen nur noch die Anschaffung von emissionsfreien Fahrzeugen wie E-Autos zu erlauben. Der VDA lehnt „diese neue Regulierungsoffensive entschieden ab“. Ein Aufschub sei nötig, um erst mal bei den Rahmenbedingungen nachzubessern.

Auch das Bundesverkehrsministerium (BMV) soll bereits Widerstand gegen solche Pläne angekündigt haben. „Wir lehnen das strikt ab und haben unsere ablehnende Haltung auch Autoverleihern mitgeteilt“, sagte ein BMV-Sprecher nach Medienberichten gegenüber AFP. Man setze sich dafür ein, „dass das so nicht kommt“.

NABU begrüßt ambitionierte Klimaziele

Dagegen begrüßt der NABU diesen Vorstoß der EU-Kommission. „Bei der heißen Diskussion um das Verbrenner-Aus wird oft vergessen, dass zwei Drittel aller Autos nicht von Privatpersonen zugelassen werden, sondern gewerblich. Das muss angepackt werden, um den Verkehrssektor beim Klimaschutz voranzubringen. Daher ist es richtig, dass die EU-Kommission ambitionierte Klimaschutzvorgaben für gewerbliche Fahrzeugflotten ausarbeitet“, sagt NABU-Verkehrsexperte Christian Kopp.

Autor: Tim Bartels, in:  UmweltBriefe September 2025


Statements beim SMC:  Welche Folgen hätte eine Flexibilisierung der CO2-Flottengrenzwerte für Pkw?

VDA-10-Punkte-Plan:  VDA-10-Punkte-Plan für eine klimaneutrale Mobilität | VDA


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Neuer Hitzebetroffeneitsindex als Planungsinstrument für Hitzeschutz und Klimaanpassung

Hitzeschutz: neuer Index schafft Planungssicherheit

Damit Kommunen ihre nötigen Maßnahmen zum Hitzeschutz und zur Klimaanpassung vor allem dort umsetzen können, wo Bürger sie dringend brauchen, liegt jetzt ein konkretes Planungswerkzeug vor: der Hitzebetroffenheitsindex (HBI).

Hitzebetroffenheitsindex

Der HBI gilt als ein Maß dafür, wie stark Menschen in Städten von hohen Temperaturen, Versiegelung und mangelndem Grün betroffen sind. Für dessen Berechnung hat die Firma LUP – Luftbild, Umwelt, Planung im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe die bewohnten Flächen von 190 deutschen Kommunen (mit mehr als 50 000 Einwohnern) in 100 m2 große Raster unterteilt und anhand von vier Indikatoren ausgewertet.

Betrachtet wurden neben dem Versiegelungsanteil auf Siedlungs- und Verkehrsflächen und der wohnungsnahen Verfügbarkeit von Grünvolumen auch die Tagesoberflächentemperatur aller bewohnten Flächen aus Juni, Juli, August 2019 bis 2024 bzw. zu jener Zeit die wolkenfreien Satellitenaufnahmen zwischen 12 und 13 Uhr sowie die Bevölkerungsdichte als das Verhältnis von Einwohnerzahl in den Rasterzellen und deren Anteil zur Gesamtbevölkerung.

Die vier Indikatoren werden jeweils mit dem deutschlandweiten Mittelwert bewohnter Flächen verglichen. Je nachdem, ob sie über oder unter dem Mittelwert liegen, werden Punkte vergeben. Stark oder schwach betroffene Gebiete werden als solche definiert, wenn der HBI-Wert mehr als eine Standardabweichung höher oder niedriger ist als das deutschlandweite Mittel. So erhalten Rasterzellen mit hoher Temperatur, hoher Versiegelung und wenig Grün mehr „Betroffenheitspunkte“ als kühlere, grünere und weniger dicht besiedelte Flächen.

Effizientere Klimaanpassungsmaßnahmen

Neben dem absoluten HBI lässt sich damit also auch ermitteln, wie sich die Hitzebetroffenheit der Bevölkerung in einer Stadt verteilt. „Geografische Hitzebetroffenheitsindizes wie dieser können zur effizienteren, effektiveren und sozial gerechteren Klimaanpassungspolitik beitragen“, findet LUP-Datenanalytiker Sascha Gey. Mit dem HBI gebe es nun ein Instrument für Kommunen, um sich gegen extreme Hitze zu wappnen.

Autor: Tim Bartels, in:  UmweltBriefe Juli/August 2025


Zum Hitzebetroffenheitsindex:  Hitzecheck für deutsche Städte veröffentlicht – LUP


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Kachel Nordfriesland

NORDFRIESLAND – Rufbus

Übers Winterhalbjahr 2020/21 haben mehr als 3 400 Fahrgäste die Rufbusse im Landkreis Nordfriesland benutzt – 15 Prozent mehr als zur gleichen Zeit im Vorjahr, und das trotz Pandemie. Landrat Lorenzen führt dies auf die deutlich erweiterten Fahrpläne zurück. Im März hat der Kreis seine Website rufbus.nordfriesland.de verbessert und alle Fahrpläne, Haltestellen und Aktuelles eingestellt sowie einen Link zur Buchung, die nur noch 90 Minuten Vorlauf erfordert.

Kreis Nordfriesland:  www.nordfriesland.de/Kreis-Verwaltung/Aktuelles/

Autor: Martin Bopp, aus  UmweltBriefe Juni 2021

Kachel Berlin

BERLIN – Regengärten

Solche bepflanzten Versickerungsmulden entlang von Straßen sollen in Berlin dafür sorgen, dass in der stark versiegelten Innenstadt künftig die Wassermassen von Schlagregen besser dezentral versickern, bzw. dass das Wasser in Trockenphasen besser im Boden gehalten werden kann. Der Umweltverband BUND gibt dazu ein Faltblatt mit Beispielen heraus.

Die Senatsverwaltung für Umwelt bietet eine verlässliche Planungshilfe für die dezentrale Straßenentwässerung unter  www.berlin.de/senuvk/umwelt/wasser/download/planungshilfe.pdf

BUND – Regengärten für Berlin:  Regenga__rten_fuer_Berlin.pdf (bund-berlin.de)

Autor: Martin Bopp, aus  UmweltBriefe Februar 2021.