Sie werden Ewigkeitschemikalien genannt, weil diese Stoffe weder durch Bakterien, noch Wasser oder Licht abgebaut werden können: Per- und Poly-Fluorierte Alkyl-Substanzen, kurz PFAS, sind extrem langlebig und reichern sich in der Umwelt seit Jahrzehnten an – auch im Menschen. Deshalb sind PFAS so gefährlich.
Auf diese Fluorchemikalien hat der BUND Blutproben seines Vorstands und seiner Mitarbeiter untersuchen lassen. Das Labor fand mehrere PFAS in allen Proben. Manche Konzentrationen so hoch, „dass gesundheitliche Auswirkungen nicht ausgeschlossen werden können“, schreibt der Umweltverband.
Mehrere Tausend Substanzen
Zu den PFAS gehören mehrere Tausend wasser-, schmutz- oder fettabweisende Substanzen. Daher sind diese Chemikalien in der Industrie so beliebt. Sie werden z.B. in wasserdichter Kleidung, beschichteten Pfannen, Verpackungen für Fastfood oder Flammschutzmittel eingesetzt. Ihre Schattenseite: Einige dieser Stoffe sind gesundheitsschädlich, können Leber und Fettstoffwechsel stören, das Hormonsystem beeinträchtigen, die Fruchtbarkeit verringern und das Risiko erhöhen, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Typ-2-Diabetes zu erkranken.
Verboten bzw. stark eingeschränkt hat die EU bereits den Einsatz von PFOA (Perfluoroktansäure) und PFOS (Perfluoroktansulfonsäure). Auch verwandte Substanzen sind längst im Fokus der Behörden.
Ohne PFAS keine Klimaneutralität
Doch Industrieverbände warnen vor einem pauschalen Bann. „Ohne PFAS keine Windräder, keine E-Autos, keine Halbleiter, keine Energiespeicher. Ohne PFAS lassen sich die Schlüsseltechnologien der Transformation zur Klimaneutralität nicht produzieren“, teilte der Verband der Chemischen Industrie mit. Ins selbe Horn stießen Verbände der Medizintechnik und der optischen Industrie. Sie alle lehnen ein Verbot der 10 000 Substanzen umfassenden PFAS-Stoffgruppe als unverhältnismäßig ab und fordern Ausnahmen für unverzichtbare Anwendungen.
Die sieht die Europäische Chemikalienagentur Echa in ihrem Verbotsvorschlag auch vor, etwa für Schutzkleidung, Pestizidwirkstoffe, medizinische Anwendungen. Überdies würde es 6 oder 13 Jahre dauern, bis die verbotenen PFAS ersetzt sein müssen.
In mehr als 1500 Orten PFAS vermutet
Für belastete Gebiete kommt das Verbot zu spät. Nach Recherchen des „Forever Pollution“-Projekts werden in Deutschland in mehr als 1 500 Orten PFAS vermutet, als sicher gelten mehr als 300 verschmutzte Hotspots. Einer der bekanntesten Fälle betrifft die Region um Rastatt und Baden-Baden. Dort wurde PFC-belasteter Papierschlamm als Dünger auf Äcker verteilt, was zur Verseuchung des Grundwassers führte.
Im Meer, in ein, Getreide und Keksen
Greenpeace fand PFAS im Meeresschaum an Nord- und Ostseestränden. In Gewässern zunehmend nachgewiesen wird die PFAS-Substanz Trifluoressigsäure (TFA), die auch durch Abbau bestimmter Pestizidwirkstoffe und fluorierter Treibhausgase entsteht. Man müsse die Einträge schnellstmöglich senken, um Umwelt und Trinkwasserressourcen zu schützen, fordert das Umweltbundesamt. Die österreichische Umweltorganisation Global2000 hatte TFA in Wein, in Getreide
aus biologischem Anbau und in konventionellen Butterkeksen nachgewiesen.
Kohlenwasserstoffe sind ein Grundbaustein unseres Lebens. „In PFAS wird Wasserstoff durch Fluor ersetzt“, so Thorsten Reemtsma vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, „und damit können Mikroorganismen nichts anfangen“. Deshalb werde PFAS nicht abgebaut und reichere sich an. Die wichtigsten PFAS-Vertreter sind Perfluoroktansäure (PFOA) und Perfluoroktansulfonsäure (PFOS). Davon zu viel im Blut hatten Kinder und Jugendliche in Deutschland in einer Umweltstudie 2020: Bei einem Fünftel der Proben lag PFOA überm von der Kommission Human-Biomonitoring festgelegten HBM-I-Wert. Wird dieser Wert überschritten, kann man eine gesundheitliche Schädigung nicht ausschließen. PFOA (ihre Salze und Verbindungen) sind seit dem 4. Juli 2020 in der EU verboten.
Autor: Tim Bartels, UmweltBriefe, Juli/August 2025
Das Umweltbundesamt machte PFAS zum Schwerpunkt eines UBA-Magazins. Sie erhalten es als PDF unter: umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/2546/publikationen/uba_sp_pfas_web_0.pdf
Der BUND bietet über PFAS ein 40-seitiges Hintergrundpapier (Fluorchemikalien: Langlebig, gefährlich, vermeidbar) an unter: Fluorchemikalien: Langlebig, gefährlich, vermeidbar DE | EN
Verbraucherschutzzentrale „Ewigkeitschemikalien PFAS: Worin sie tecken und warum sie problematisch sind“: Ewigkeits-Chemikalien PFAS: Wo sie stecken, warum sie problematisch sind | Verbraucherzentrale.de
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So kommen Sie weniger mit PFAS in Kontakt
- 1.
Wiederverwendbare Verpackungen bevorzugen. Für Lebensmittel sollten Sie Behälter aus Glas, Keramik oder Metall nutzen anstatt Einwegverpackungen aus Papier oder Plastik, die PFAS enthalten können.
- 2.
Produkte mit klarer Kennzeichnung wählen. Achten Sie beim Kauf von Outdoorkleidung, Schuhen und Imprägniermitteln auf die Hinweise „fluorfrei“, „frei von PFC“ oder „ohne PFAS“. Diese sollen tatsächlich PFAS-frei sein, während Werbeaussagen wie „PFOA/ PFOS-frei“ oder „GenX-frei“ nur einzelne, ohnehin verbotene PFAS ausschließen und nicht die gesamte Stoffgruppe
- 3.
Vorsicht bei Textilien und Haushaltsprodukten. Textilien, Kleidung, Polster und Teppiche mit den Hinweisen „fleckgeschützt“, „wasserabweisend“ oder „ölabweisend“ sollten Sie meiden, da sie häufig PFAS enthalten.
- 4.
Kosmetika mit Bedacht auswählen. Meiden Sie Kosmetikartikel mit „fluoro“ im Namen eines Inhaltsstoffs, da sie oft PFAS enthalten. PFAS werden in Cremes, Gesichtsmasken, Shampoos und Make-up verwendet, um Produkte wasserabweisend zu machen.
- 5.
Keine Antihaftbeschichtete Küchenutensilien nutzen. Verzichten Sie möglichst auf Antihaft-Beschichtungen (z.B. Teflon), oder verwenden Sie diese Pfannen nur mit Holz- oder Kunststoffpfannenwendern und nicht überhitzen lassen.
- 6.
Backpapier und Einweggeschirr kritisch prüfen. Papier, Pappe, plastikfreies Einweggeschirr und andere Materialien meiden, wenn Öl auf der Oberfläche runde Tröpfchen bildet – das ist ein Hinweis auf einen PFAS-Beschichtung. Alternativ auf PFAS-freies Backpapier oder Silikonmatten zurückgreifen.
- 7.
Zertifizierte Produkte bevorzugen. Achten Sie beim Kauf von Textilien und Haushaltsartikeln auf Zertifizierungen wie zum Beispiel GOTS – das steht für Global Organic Textile Standard – oder den Blauen Engel oder Oeko-Tex. Diese schließen den PFAS-Einsatz aus.