Seit einigen Jahren entdecken vor allem viele ältere Menschen das Fahren mit einem Pedelec für sich. Es bietet viele Vorteile, aber birgt auch Risiken. Wenn man lange nicht mehr geradelt, also nicht mehr in Übung ist, kann man mit dem schnelleren und schweren E-Bike ohne Training auch schnell verunglücken.
Unfälle mit Pedelec nehmen zu
In Deutschland sind nach Auskunft des Fahrradbranchenverbands ZIV derzeit insgesamt rund 89 Millionen Fahrräder unterwegs. Davon haben 15,7 Millionen einen Elektromotor, sind also Pedelecs oder E-Bikes. Sie können in der Tat eine echte Alternative zum eigenen Auto sein, da man damit „relativ kraftarm große Strecken“ zurücklegen kann, wie es der Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV), Siegfried Brockmann, sagt. Was er aber auch sagt: „Bedauerlicherweise steigen auch die Unfallzahlen mit Pedelecs proportional“ zu den Verkaufszahlen. Davon betroffen seien vor allem die Hauptnutzer: die Senioren.
Im Jahr 2024 sind in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamts 192 Menschen, die mit einem E-Rad oder Pedelec unterwegs waren, im Straßenverkehr tödlich verunglückt. Das entspricht etwa 43,5 Prozent aller getöteten Radfahrenden, denn insgesamt kamen 441 Pedaleure ums Leben. Im Zehnjahresvergleich erhöhte sich die Anzahl der getöteten RadfahrerInnen nach Angaben des Statistikamts um 11,4 Prozent. Dieser Anstieg wird vor allem auf die steigende Zahl an getöteten Pedelec-FahrerInnen zurückgeführt – diese hat sich seit dem Jahr 2014 nahezu verfünffacht.
Insgesamt lag die Zahl der Verkehrstoten 2024 mit 2 759 Menschen aber um 22,4 Prozent niedriger als im Jahr 2014. Besonders gefährdet im Straßenverkehr sind ältere Menschen auf dem Fahrrad. Unter den tödlich verletzten Radfahrenden 2024 waren knapp zwei Drittel 65 Jahre alt oder älter. Der Anteil an verunglückten Senioren, die mit einem E-Rad unterwegs waren, liegt bei 68,8 Prozent.
Mit Pedelec schneller und weiter unterwegs
Mit einem Pedelec zu fahren, sei an sich nicht unfallträchtiger als mit einem normalen Rad, heißt es aus einer Studie der UDV. Dies überrascht, da E-Radler umgerechnet mehr als doppelt so häufig zu Schaden kommen als Menschen mit einem normalen Fahrrad. Die Ursache dafür liegt in der Fahrleistung. Denn mit Pedelecs oder E-Bikes legen Radelnde im Schnitt 1,8-mal so viele Kilometer zurück wie Menschen, die ein unmotorisiertes Fahrrad nutzen. „Wer mehr fährt, hat demnach ein entsprechend höheres Risiko, an einem Unfall beteiligt zu sein“, heißt es aus der UDV.
Hohes Unfallrisiko bei Seniorinnen und Senioren
Neben jungen Menschen haben vor allem über 75-Jährige ein besonders hohes Unfall- und Verletzungsrisiko, berichtet der VCD, „allerdings sowohl mit Pedelec als auch mit Fahrrad“. Dies führen Experten auf Schwierigkeiten bei der Handhabung von Zweirädern zurück, auch bei niedrigeren Geschwindigkeiten. Zudem lässt natürlich mit steigendem Alter die Reaktionsfähigkeit nach, und kommt es deshalb zu einem Unfall, hat das in der Regel schwerwiegendere Auswirkungen als bei jüngeren Menschen.
Pedelec (Pedal Electric Cycle): unterstützt den Fahrer nur beim Treten; Motorunterstützung bis maximal 25 km/h; keine Zulassungspflicht, keine Helmpflicht; gilt rechtlich als Fahrrad.
S-Pedelec (Speed-Pedelec): unterstützt ebenfalls nur beim Treten; aber Motorunterstützung bis 45 km/h (!), daher: zulassungspflichtig; Versicherungskennzeichen und Helm vorgeschrieben; gilt als Kleinkraftrad
E-Bike (in engerem Sinne): fährt auf Knopfdruck, auch ohne Pedalunterstützung; E‑Bikes sind im Grunde genommen keine Elektrofahrräder, sondern zählen je nach Motorleistung zu den Kleinkraft- bzw. Leichtkrafträdern; meist bis 25 km/h, ohne dass der Fahrer dafür in die Pedale treten muss; darüber hinaus: Zulassungspflicht!.
Autor: Tim Bartels, UmweltBriefe, Mai 2025
Ratschläge zum sicheren E-Radeln gibt der VCD unter: Sicher E‐radfahren
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Fünf VCD-Tipps für sicheres E-Radfahren:
- 1.
Beim Kauf gut beraten lassen. Es empfiehlt sich der Gang zum Fachhandel. Denn der passende Typ, die korrekte Rahmengröße und die richtige Einstellung sind wichtig. Auch Fragen zum Antrieb oder zur Reichweite werden dort kompetent erklärt. Viele Fachgeschäfte bieten zudem eine Testleihe an. Vor allem Ältere sollten auf ein möglichst leichtes Modell achten, das sie auch mal über eine Stufe oder in den Zug heben können. Ein gut auf den Kunden abgestimmtes Pedelec ist beschwerdefrei und oft nutzbar und steigert die Verkehrssicherheit
- 2.
Beim Fahren einen Helm tragen. Ein Helm verhindert keinen Unfall, kann aber helfen, schwere Kopfverletzungen zu vermeiden. Er sollte die Prüfnorm erfüllen, an den Kopf angepasst sein und sich individuell einstellen lassen. Auch hier ist fachkundige Beratung hilfreich. Wichtig: Ein Helm hat nur eine begrenzte Lebensdauer und sollte nach fünf Jahren ausgetauscht werden – besonders, wenn er oft der Sonne ausgesetzt war oder nach einem Sturz.
- 3.
Das richtige Bremsen üben. Ein Pedelec bremst für viele Neulinge überraschend stark. Deswegen sollte man sich im Stand mit den beiden Handbremsen vertraut machen. Richtiges Bremsen will geübt sein: Fachleute empfehlen, stets mit beiden Bremsen gleichzeitig zu bremsen, wobei die stärkere Vorderradbremse immer sehr dosiert betätigt werden muss. Dies sollte zunächst bei langsamer Fahrt geübt werden.
- 4.
Vorausschauend fahren und Rücksicht nehmen. Autofahrende können schlecht erkennen, ob man auf einem Pedelec oder einem herkömmlichen Fahrrad unterwegs ist. Dank der Motorunterstützung sind Pedelecs aber schneller unterwegs – was man wegen des entspannteren Fahrens selbst kaum merkt. Man sollte deswegen vorausschauend fahren und die Geschwindigkeit bewusst der Situation anpassen. Beim Überholen anderer Räder gilt: Abstand halten und Rücksicht nehmen!
- 5.
Einen Pedelec-Kurs besuchen. Wer das Pedelec für sich entdeckt, jedoch wenig Erfahrung mit Radfahren besitzt, sollte am besten an einem Pedelec-Kurs teilnehmen. Solche Kurse werden von Organisationen wie dem ADFC oder den Verkehrswachten angeboten – vom kurzen Schnupperkurs bis zum mehrtägigen Sicherheitstraining